Wir erwarten von Kosmetik-Produkten, dass sie möglichst lange haltbar sind und sich wenn möglich, über Jahre nicht in Konsistenz, Farbe, Aussehen und Geruch verändern – und das ohne Chemie. Das soll funktionieren?
Viele Kosmetika bestehen aus einem Wasser- und einem Fettanteil. In Wasser können Keime gut und gerne gedeihen und sich vermehren. Das feuchtwarme Bad, das ständige Öffnen der Tiegel und die Entnahme der Creme direkt mit dem Finger steigern noch das Risiko der Keimbildung. Öle werden ranzig, Cremen schimmeln. Bakterien, Viren und Pilze schaden jedoch nicht nur der Creme sondern auch unserer Haut. Leider erkennen wir das Auftreten von Keimen in einem Kosmetikprodukt nicht immer sofort. Ein zusätzliches Risiko entsteht, da Kosmetika oft auf schon beanspruchte, gereizte oder gar leicht verletzte Stellen aufgetragen werden. Es ist deshalb sehr wichtig, dass Cremen und Hydrolate möglichst lange keimfrei sind. Eine entsprechende Konservierung ist notwendig, wenn die Produkte nicht innerhalb von wenigen Tagen aufgebraucht werden können.
Gekaufte Hautpflege- und Kosmetikprodukte sind in den allermeisten Fällen in irgendeiner Form konserviert. Der Wunsch nach mehr Natürlichkeit hat aber die verschiedenen Konservierungsstoffe immer mehr in den Fokus gerückt. Manche gelten als Hormonhaushalt verändernd oder gar als krebserregend. Können wir also nicht ganz auf Konservierungsstoffe verzichten? Erfahren Sie hier mehr darüber.
Welche Konservierungsmöglichkeiten gibt es?
Welche Hautpflegeprodukte müssen konserviert werden?
Im Prinzip können alle Hautpflegestoffe, egal ob reines Körperöl, Hydrolat oder Emulsionen wie Cremen, verderben. Besonders anfällig sind aber Produkte mit einem Wasser und einem Fettanteil, sogenannte Emulsionen. Um Naturkosmetik länger haltbar zu machen, gibt es einige Möglichkeiten, die Produkte einige Wochen bis mehrere Monate haltbar machen, ohne schädlich für die Haut zu sein. Folgende Möglichkeiten gibt es:
Ohne Konservierungsstoffe
Die einfachste Möglichkeit ist sicherlich, gar keine Konservierung zu verwenden. Bitte beachten Sie aber, dass Sie bei der Verarbeitung und der Entnahme sehr, sehr gründlich und vorsichtig vorgehen müssen, da die Gefahr der Verkeimung relativ groß ist. Beachten Sie folgende Hinweise:
- Pflanzenöle / Ölmischungen: Reine Pflanzenöle sind je nach Sorte relativ lange haltbar. Nach einer gewissen Zeit werden sie jedoch riechbar ranzig. Setzen Sie Pflanzenöle auf keinen Fall der direkten Sonneneinstrahlung aus, eine Lagerung im Kühlschrank ist aber auch nicht notwendig. Das Mindesthaltbarkeitsdatum muss auf der Verpackung angegeben sein.
- Ölauszüge: Ölauszüge halten ca. solange, wie auf dem verwendeten Auszügsöl angegeben. Bleiben eventuell kleine Reste der ausgezogenen Blüten (z.B. von Kamillenblüten) im Öl, verderben Sie jedoch unter Umständen sehr rasch. Sorgfältiges Filtrieren ist deshalb sehr wichtig.
- HydrolatE: Da es sich bei Hydrolaten um destilliertes Wasser handelt, können sie 1 bis 3 Jahre frisch bleiben. Voraussetzung ist aber, dass sie sorgfältig filtriert werden und keine Pflanzenteilchen im Hydrolat zurückbleiben. Am längsten halten Hydrolate, wenn sie in einer Sprühflasche abgefüllt sind. Hydrolate können zwar im Kühlschrank gelagert werden, für ein optimales Aroma sollte Sie sie aber mit Zimmertemperatur verwenden.
- Tinkturen: Der Auszugs-Alkohol ist hier gleichzeitig Konservierungsmittel. Tinkuren halten deshalb meist sehr lange - oft mehrere Jahre!
- Salben: Je nach Inhaltstoffe (Pflanzenöle und Wachse) und bei sorgfältiger Verarbeitung des Ölauszuges halten Salben halten meist mehrere Monate, im Kühlschrank sogar etwas länger.
- Cremen: Je höher der Wasseranteil, je schneller verkeimen Cremen. Trotz sorgfältiger Verarbeitung halten Cremen meist 1-3 Wochen, im Kühlschrank etwas länger. Hier ist es besonders wichtig, die Creme nur mit gereinigten Fingern oder mit einem Spatel zu entnehmen.
Ganz ohne Konservierungsstoffe?
Heute werden in der modernen Naturkosmetik Cremen angeboten, die mit "frei von Konservierungsstoffen" deklariert werden. Achtung: Nicht alle konservierenden Stoffe müssen als solche deklariert werden! Häufig werden hier solche Stoffe verwendet. Ohne Konservierungsstoffe kann bei Emulsionen mit einem Wasseranteil und einer regelmäßigen Entnahme nur eine Haltbarkeit von1-3 Wochen garantiert werden.
Das Risiko einer Verkeimung ist ganz ohne Konservierungsstoffe in Cremen aus unserer Sicht zu hoch!
Konservierung mit Vitamin E
Tocopherol
Reine Pflanzenöle werden durch die Einwirkung von Luftsauerstoff ranzig - die Öle oxidieren und verändern sich in Geruch und Geschmack bis sie schließlich richtig schlecht riechen. Am anfälligsten für den Verderb sind Öle mit einem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren. Sogenannte Antioxidantien wirken dem Prozess der Oxidation entgegen. Ein solcher Stoff, der das Ranzig-werden von Cremes und Ölen zuverlässig verlangsamen kann, ist Vitamin E. Dadurch werden Öle, Cremen und Salben länger haltbar. Vitamin E ist gleichzeitig auch ein Wirkstoff, der entzündungshemmend und zellerneuernd wirkt. Allerdings sollte man dem Produkt nicht allzuviel hinzufügen. Meist reichen 0,5 Prozent. Verwenden Sie aber nie mehr als zwei Prozent.
- Pflanzenöle / Ölmischungen: Pflanzenöle profitieren sehr von Vitamin E, die Haltbarkeit kann sich um einige Monate verlängern.
- Ölauszüge: Ölauszüge profitieren sehr von Vitamin E, die Haltbarkeit kann sich um einige Monate verlängern.
- Salben: Salben profitieren sehr von Vitamin E, die Haltbarkeit kann sich um einige Monate verlängern.
- Cremen: Cremen profitieren ebenfalls von Vitamin E, die Haltbarkeit verlängert sich etwas.
Konservierung mit Ätherische Ölen
Viele Pflanzen haben eine antibakterielle und antivirale Wirkung. Vor allem Rosmarin, Lavendel und Thymian können eine Verkeimung von Produkten wirksam verlangsamen und haben deshalb eine zusätzliche, konservierende Wirkung. Ätherische Öle haben zudem noch sehr gute Wirkeigenschaften. Bei Hautpflegeprodukten sollte die Einsatzkonzentration zwischen 0,5 und 1,5 Prozent liegen, damit keine Hautirritationen auftreten. Auch hier gilt: besser weniger als mehr!
- Pflanzenöle / Ölmischungen: Pflanzenöle profitieren von ätherischen Ölen, die Haltbarkeit verlängert sich etwas.
- Ölauszüge: Ölauszüge profitieren von ätherischen Ölen, die Haltbarkeit verlängert sich etwas.
- Salben: Salben profitieren von ätherischen Ölen, die Haltbarkeit verlängert sich etwas.
- Cremen: Cremen profitieren von ätherischen Ölen, die Haltbarkeit verlängert sich etwas.
Alkohol
Hochprozentiger Bio-Weingeist (95% Vol.) wirkt antibakteriell und hilft gegen den Befall mit Schimmel und Pilzen. Um eine konservierende Wirkung zu erzielen, sollte mindestens 10-18% Alkohol eingesetzt werden.
ACHTUNG: In manchen Produkten ist die Wirkung von Alkohol, insbesondere von Tinkturen und Hydrolaten durchaus gewünscht. Er kann jedoch austrocknend wirken. Gerade bei trockener Haut kann das kontraproduktiv sein.
- HydrolatE: Um eine konservierende Wirkung zu erzielen, sollte ca. 18% Alkohol eingesetzt werden. Als Gesichtswasser verwendete Hydrolate können dadurch etwas austrocknend wirken.
- Cremen: Zur Konservierung von Cremen kann der Wasserphase entweder Alkohol, Tinktur oder Hydrolat verwendet werden. Achtung: Alkohol kann aber Emulsionen je nach verwendetem Emulgator instabil werden lassen. Außerdem gilt auch hier, dass Alkohol austrocknend wirken kann.
Naturkosmetische Konservierungsstoffe
In wasserhaltigen Emulsionen wie Cremen und Lotionen setzt Inizio Konservierungsstoffe ein, da das Risiko der Verkeimung im alltäglichen Gebrauch einfach zu groß ist. Diese Konservierungsstoffe (z.B. Biokons Plus, Rokonsal,...) sind alle Ecocert zertifiziert, BDHI-konform (Bundesverband Deutscher Industrie- und Handelsunternehmen) und für Naturkosmetik zugelassen. Sie sind sehr hautverträglich und weisen nur ein sehr geringes allergenes Potential auf. Bei sachgemäßer Lagerung kann damit auch in wasserhaltigen Emulsionen (Cremen und Lotionen) eine Haltbarkeit von 12 Monaten garantiert werden. Im Zweifelsfalle ist ein Konservierer sicher weniger gefährlich als eine verkeimte Creme.
Konservierungsstoffe in gekauften Produkten
Künstliche Konservierungsstoffe
Künstliche Konservierungsstoffe verlängern zuverlässig die Haltbarkeit von Produkten und halten sie keimfrei. Stoffe mit einer breiten Wirkung und guter Verträglichkeit sind beispielsweise Parabene, Benzoesäure oder Methylisothiazolinon. Diese Stoffe sind in der Kosmetikverordnung zugelassen und gelten in der EU soweit als unbedenklich. Trotzdem stehen sie in Verdacht, gerade bei empfindlichen Personen hautalternd, gesundheitsgefährdend und allergieauslösend zu wirken. Ob künstliche Konservierungsstoffe per se schlecht sind, lässt sich nicht beantworten. Fakt ist, dass wir viele Chemikalien täglich sehr nah an uns heranlassen: in Duschgels, Deos und Cremen...
Parabene ja oder nein?
Parabene sind gern eingesetzte, synthetische Konservierungsstoffe, sie sind Salze und Ester der para-Hydroxybenzoesäure (PHB-Ester). Sie konservieren sehr zuverlässig, sind sehr gut verträglich, haben ein geringes allergenes Potential und sind zudem relativ günstig. Allerdings sind sie hormonähnliche Substanzen, dessen Wirkung selbst nach 80 Jahren Einsatz noch nicht vollkommen erforscht ist. Aus Studien an Tieren ist bekannt, dass sie das Hormonsystem beeinflussen können, negative Folgen auf den Menschen sind jedoch noch nicht belegt. Parabenen wird ein krebsauslösendes Potential nachgesagt, die gesundheitsschädliche Wirkung ist aber auch hier noch nicht belegt. Die EU hat den Einsatz und die erlaubte Konzentration der verschiedenen Parabene strikt geregelt. Fakt ist aber, dass der sogenannte Cocktail-Effekt in den meisten Studien nicht berücksichtigt ist. Wir verwenden ja nicht nur ein Kosmetika und kommen in Kontakt mit zahlreichen Produkten, die mit Parabenen konserviert wurden. Wie in einem Cocktail, in dem mehrere Alkohole vermischt wurden, verstärkt die Mischung die Wirkung.
Für uns von Inizio ist klar: All unsere Produkte sind garantiert frei von Parabenen oder anderen künstlichen Konservierungsstoffen!
Auf was können DIY Hersteller achten, damit ihre Produkte möglichst lange haltbar sind?
Während der Herstellung
- Verwenden Sie möglichst frische Zutaten. Achten Sie als auf das Haltbarkeitsdatum des Pflanzenöles und des Hydrolates. Verwenden Sie beim Ansetzen von Pflanzen keine verdorbenen, schimmligen oder fauligen Pflanzenteile.
- Produzieren Sie nur soviel, wie Sie in relativ kurzer Zeit auch verbrauchen können. Überlegen Sie sich auch gut, was Sie wirklich brauchen. Es macht keinen Sinn Produkte für den Badezimmerschrank zu produzieren und da vergammeln zu lassen.
- Achten Sie auf eine saubere Arbeitsweise und reinigen Sie vor dem Beginn immer Ihre Hände, Arbeitsfläche, Arbeitsgeräte und Tiegel.
Während dem Gebrauch
Lagerung im Kühlschrank ja oder nein? Wenn Sie Produkte nicht gleich anbrauchen, können Sie diese ggf. auch eine Zeit im Kühlschrank lagern. Die meisten Produkte sollten aber mit Zimmertemperatur verwendet werden, da sich dann das Aroma besser entfalten kann. Schützen Sie Ihre Produkte vor direkter Sonneneinstrahlung und lagern Sie sie dunkel und im Optimalfall nicht über 23°C.
Meist entnehmen wir dem Tiegel die Creme mit dem Finger und bringen so zusätzlich Bakterien in die Kosmetika. Verwenden Sie entweder einen Spatel (reinigen nicht vergessen!) oder versuchen Sie zumindest, nur mit gereinigten Hände in den Tiegel zu fassen.
Brauchen Sie die Produkte nach dem Anbruch möglichst zügig auf!
INIZIO e.U.
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Last Update: 03/2020 | © 2020 Inizio e.U.