Einen Traumfänger hat wohl schon fast jeder von uns gesehen oder gar bei sich in der Wohnung. Aber kennt ihr seine genaue Bedeutung? Woher kommt eigentlich das Ritual, was soll es bewirken und wie bastelt man sich ganz einfach selber einen „Dreamcatcher“? Vor allem für Kinder, die nicht gut schlafen können, für Menschen, denen man ein ganz persönliches Geschenk machen möchte oder einfach für sich selber ist ein gebastelter Traumfänger wirklich toll. Erfahre hier, wie man ihn knüpft und auf was man dabei achten sollte.

ALLES ÜBER DEN TRAUMFÄNGER:
Die Geschichte des Traumfängers
Was bewirkt ein Traumfänger?
Das brauchen Sie
So gehen Sie Schritt für Schritt vor
3 Varianten mit Materialangaben

Die Geschichte des Traumfängers
Wer kennt sie nicht: schlechte Träume, die einen den ganzen Tag bewusst oder unbewusst verfolgen? Diese Träume müssen auch Teile der First Nations in Kanada sehr stark bewegt haben. Der Traumfänger ist nämlich ein traditionelles, kulturelles Objekt der Ojibwa-Kultur (Ojibway). Die Ojibwa gehören zu den Ureinwohnern von Kanada und Teilen der USA. Sie leben seit Jahrhunderten in Teilen oberhalb des Oberen Sees und des Huronsees, vor allem im südwestlichen Québec, in Ontario, im südlichen Manitoba und in kleinen Gebieten der USA (Michigan, Minnesota).

Einer Legende nach hat die Spinnenfrau, die Schöpferin der Sonne und die Weberin allen Lebens, den Ojibwa, genauer gesagt einer Frau, dessen Kind sehr unruhig schlief, die Anleitung für den Traumfänger gegeben. Im geflochtenen Netz würden die schlechten Träume wie eine Fliege im Spinnennetz hängen bleiben. Die guten Träume konnten hingegen durch das Netz hindurch. Die Albträume wurden laut der Spinnenfrau mit der Morgensonne neutralisiert. Solche und ähnliche Geschichten gibt es viele... Wann oder wo genau der Traumfänger wirklich entstanden ist, ist unbekannt.

Klar ist aber, das der Kultgegenstand der Ojibwa erst im Zuge der Pan-Indianer-Bewegung in den 1960er und später von anderen First Nations Völkern Nordamerikas übernommen wurde. Mittlerweile findet man Traumfänger auf jedem Jahrmarkt, bei zahlreichen Straßenverkäufern, die aus Mittel- oder Nordamerika stammen. Die Ware stammt dabei meist eher aus Ramsch-Fabriken aus Asien als aus der Hand eines Ureinwohners.

HINWEIS: Authentische Traumfänger findet man noch, wenn man z.B. durch die Gebiete der First Nations entlang des Oberen Sees, unter anderem um Sault. Ste Marie fährt. Aber auch hier ist nicht alles wirklich echt, was in einem First-Nations-Shop angepriesen wird! Viele der meist günstigen angepriesenen, in den kitschigsten Farben schillernden Traumfänger, vor allem auch Schlüsselanhänger, stammen aus Asien. Wer einen „richtigen“ Traumfänger kaufen will, sollte auf ein Zertifikat achten. Mit ein bisschen Glück findet man sogar einen Einwohner, der einem einen speziellen Traumfänger anfertigt.

Wie sieht ein Traumfänger aus und was bewirkt er?
Ich habe mit verschiedenen Ureinwohner gesprochen und dabei recht unterschiedliche Geschichten erzählt bekommen. Der Traumfänger besteht jedoch immer klassisch aus einem Ring, meist aus Weide. Manchmal ist er kreisrund, manchmal eher oval, manchmal roh, bemalt oder mit farbigen Bändern umwickelt. Darin ist ein Geflecht aus Darmschnur, Sehnenfaden oder anderen Schnüren eingewoben. Das Ganze kann dann mit Perlen, Federn, Muscheln, Schnüren,… verziert sein.

Der Traumfänger wird nun direkt über der Schlafstelle bzw. heute in den Häusern ins Fenster des Schlafzimmers gehängt um für einen ruhigen guten Schlaf zu sorgen. Das Netz filtert nämlich die Träume – die guten lässt es durch, die schlechten bleiben hängen und werden vom Morgenlicht in Luft aufgelöst. So kann der Aufwachende gut und befreit in den Tag starten. Wie genau das funktioniert? Die Legenden variieren sehr stark. Manchmal muss in der Mitte unbedingt ein Loch sein, damit die guten Träume „durchschlüpfen“ können. In anderen Stämmen ist es genau umgekehrt, die guten Träume bleiben im Netz hängen, die schlechten entweichen durch das Loch und verschwinden so. Manchmal ist in der Mitte auch ein besonders schöner Stein, der schöne Träume aus dem Universum auffängt und über die Federn zu Schlafenden hinunter leitet.

WAS DAS WIRKLICH BESTE AN IHREM TRAUMFÄNGER IST? Ein Traumfänger ist nur dann wirklich gut, wenn er Teile beinhaltet, die Ihnen etwas bedeuten. Wenn Sie mit Kindern basteln, lassen Sie sie am besten selber aussuchen, was ihnen gefällt. Das können z.B. Federn sein, die man bei einem Spaziergang gefunden hat, Muscheln aus dem letzten Urlaub, Perlen, Schnüre oder z.B. auch Lego-Blümchen... Erlaubt ist, was gefällt und was schöne Träume auffangen kann. Sie werden sehen, dieser Traumfänger sorgt wirklich für gute Träume!

WAS SIE ALLES BRAUCHEN

• Biegsame Weidenäste ODER einen fertigen Ring, Bänder und Klebstoff
• Garn (z.B. Häckel- oder Makramee-Garn) oder Paketschnur (ca. 10 m für einen Traumfänger mit 25 cm Durchmesser)
• Nach Belieben: Bänder, Federn, Perlen, Muscheln, Dekogegenstände, die Ihnen etwas bedeuten...
• Schere

Ring basteln
Binden Sie aus Weidenästen einen Ring. Dieser muss nicht rund sein, hauptsache er gefällt Ihnen. Eine gute mittlere Größe hat einen Durchmesser von 20 bis 25 cm. Sie können aber selbstverständlich die Größe selbst wählen. Alternativ können Sie auch einen fertigen Ring dicht mit Bändern umwickeln. Klassisch wird dafür ein Lederband verwendet, aber auch Stoffbänder sind gut geeignet. Verkleben Sie den Anfang des Bandes mit dem Ring und wickeln sie dieses nun dicht an dicht um den Ring. Das Ende verkleben Sie anschließend sorgfältig.

Netz weben
HINWEIS ZUR GARNLÄNGE
Je nachdem, wie dicht das Netz werden soll, desto mehr Garn benötigen Sie. Für ein relativ dichtes Netz in einen Ring mit 24 cm Durchmesser werden 6 bis 8 m Garn gebraucht. Dieses kann man entweder am Stück abschneiden und zu einem Knäuel wickeln, oder man verwendet ein kürzeres Stück und knotet einfach mitten in der Arbeit wieder an.

GRUNDKNOTEN
Garn nun am Ring festknoten. Der Knoten an sich geht ganz einfach:
Führen Sie das Garn unter dem Ring durch. Führen Sie nun das Garn über den Ring und unter die Garnschleife hindurch wieder in die Mitte des Ringes.

1. RUNDE
Mit diesem Knoten wird die erste Runde geknüpft. Dafür kann man beliebig viel Knoten setzen. Diese sollte jedoch in annähernd gleichem Abstand geknüpft werden. Je mehr Knoten man in der ersten Runde setzt, je dichter wird das Netz.
In manchen Kulturen wird 7 oder 9 als Glückszahl verwendet, manchmal setzt man auch 8 Knoten, da die weise Spinnenfrau 8 Beine hat. Runde schließen, in dem man den Knüpffaden mit dem Stück Faden, das beim Anknoten übrig geblieben ist, verknotet.

2. RUNDE
Die nächsten Runden werden immer mit demselben Knoten weitergearbeitet. Die Knoten werden dabei so gesetzt, dass das Stück der Vorrunde halbiert wird. Immer straff richtung Mitte anziehen.

GARN ANKNOTEN
Die beiden Stück, die man zusammenknoten will, parallel legen. Nun wie abgebildet einen Überhandknoten machen und wirklich gut festziehen. Die Enden können relativ kurz abgeschnitten werden.

FERTIGSTELLUNG
Arbeiten Sie nun Runde für Runde so weiter, bis das Netz fertig ist. Wenn man schließlich näher zur Mitte rückt, empfiehlt es sich eventuell mit einer Nadel zu arbeiten, um das Garn durch die immer kleiner werdenden Öffnungen der Vorrunde ziehen zu können.

MITTE
Für die Mitte gibt es mehrere Möglichkeiten. Wer mag, lässt ein entsprechend großes Loch frei. Man kann das Loch noch mit Schlingknoten umrunden. Anschließend das restliche Stück Faden gut verknoten, eventuel mit etwas Kleber fixieren und abschneiden.
Eine andere Möglichkeit ist, das Netz vollkommen zu schließen und eine Perle, Muschel,... in der Mitte anzunähen.

Dekorieren
Im Prinzip ist der Traumfänger jetzt fertig. Damit er aber wirklich zu Ihrem ganz persönlichen Traumfänger wird, sollten Sie ihn unbedingt noch dekorieren.

Federn anknoten
Mit folgendem Knoten lassen sich Federn anknoten (zum Üben machen wir den Knoten erst einmal um ein paar Paketschnüre; die braunen Schnüre sind später die Federn):
Legen Sie das Seil zur Schlaufe. Nun mit dem kurzen Teil wie abgebildet beginnen, Seil und braune Schnur (also später die Federn) zu umwickeln. Sie können soviele Umwickelungen machen, wie Ihnen gefallen. Unbedingt sehr straff wickeleln, damit der Knoten später auch hält. Anschließend Seil durch die entstandene Öse ziehen und Verwickelungen gut mit Daumen und Zeigefinger festhalten. Ziehen Sie nun links am Seil, bis sich der Knoten verfestigt. Schauen Sie dazu auch noch folgende Bilder an:

Verwenden Sie nun statt der braunen Paketschnüre Federn.

TIPP
Verwenden Sie ein entsprechend langes Stück Schnur. Knoten Sie die Federn wie gewünscht an. Fädeln Sie zwei oder mehrere Perlen auf die Schnur. Nun mit einigem Abstand (ca. 45 cm) wieder Federn anknoten.
Nun das Stück zur Hälfe legen. Von oben über den Traumfänger-Ring legen. Schlaufe unten durchziehen und beide Enden mit den Federn durchziehen.

Makramee
Mit Makramee lassen sich ebenfalls schöne Dekoelemente herstellen. Finden Sie hier einige Grundknoten.

Eine weitere tolle Idee sind Makramee-Federn (Erfahren Sie hier, wie das ganz einfach geht.).

Perlen ins Netz einknüpfen
Perlen können selbstverständlich mit einem Stück Garn oder Draht im Nachhinein an den Traumfänger geknüpft werden. Eine schöne Möglichkeit ist aber, die Perlen gleich ins Netz miteinzuarbeiten. Dafür eine Perle auffädeln. Nun von unten unter der Schnur durchfädeln, über die Schnur wieder durch die Perle durchschlaufen. Gut anziehen. Es können beliebig viele Perlen eingewoben werden. Schön ist z.B. eine ganze Reihe mit Perlen zu bestücken.

Das brauchen Sie

• 5 - 8 biegsame, dünne Weidenäste (Blätter entfernen)
• Rayher Makramee Garn Durchmesser 2 mm (Alternativ: Paketschnur), ca. 4-5 m
• Muscheln mit einem Loch (z.B. aus dem letzten Urlaub, aber auch im Bastelshop erhältlich)
• Bindedraht
• Holzperlen, gebohrt, z.B. Durchmesser 10 mm in weiß und Rohholz

Lesen Sie am besten vorab die Beschreibung oben durch.

Aus den Zweigen einen Kranz im Durchmesser von ca. 20 bis 25 cm biegen. Ggf. mit Bindedraht fixieren. Wir haben die erste Runde mit 8 Knoten (inkl. dem Anknoten am Ring) geknüpft und am Schluss in der Mitte ein ca. 1,5 cm großes Loch freigelassen. Mit Bindedraht nun nach Belieben Muscheln befestigen. Auf ein Stück Schnur beliebig Holzperlen auffädeln und unten an den Traumfänger anknoten.

Dieser Traumfänger ist sehr gut für Anfänger geeignet und kann auch bestens mit Kindern gebastelt werden.

Das brauchen Sie

• 5 - 8 biegsame, dünne Weidenäste (Blätter entfernen)
• weißes Häkelgarn, ca. 5 m
• Rayher Makramee Garn Durchmesser 2 mm, ca. 10 m und Paketschnur-Reste
• bunte Glasperlen, Durchmesser z.B. 10 mm (7 Stück) sowie Perlen nach Belieben für die Mitte
• Rocailles Perlen nach Geschmack (z.B. 4,5 mm)
• Holzperlen, gebohrt, z.B. Durchmesser 10 mm, Rohholz
• Federn
• Bindedraht

Lesen Sie am besten vorab die Beschreibung oben durch.

Aus den Zweigen einen Kranz im Durchmesser von ca. 20 cm biegen. Ggf. mit Bindedraht fixieren. Das Netz wird mit Häkelgarn geknotet. Wir haben die erste Runde mit 7 Knoten (inkl. dem Anknoten am Ring) geknüpft. In der zweiten Reihe nun bei jedem Knoten wie oben beschrieben eine Glasperle mitfassen (gesamt 7 Stück). Bis zum Schluss knüpfen und die Mitte zusammen knoten, sodass kein Loch frei bleibt. In die Mitte nach Belieben Glasperlen knoten.

Für die Dekoration wie oben beschrieben zwei kurze Schnüre (Paketschnur) und ein langes Stück (Makrameegarn) mit Federn verknoten. Dazu fädeln wir Holzperlen mit auf. Am Ende eines ca. 25 cm langen Drahtstückes eine Holzperle festdrahten und Rocailles Perlen auffädeln (2 Mal). Außerdem haben wir noch 2 ca. 13 cm lange Makramee-Schnüre geknotet (eine Anleitung für den Knoten finden Sie hier).

Nun alle Dekorationen wie abgebildet oder einfach nach Belieben an den Traumfänger knoten.

Dieser Traumfänger ist sehr gut für Anfänger geeignet. Die Dekoration kann beliebig ausgeführt werden und macht jeden Traumfänger zum Unikat.

Das brauchen Sie

• Metallring Durchmesser 20 cm
• Stoffband nach Belieben, Breite 2-3 cm (sehr gut sind mit einem Draht verstärkte Bänder geeignet)
• weißes Häkelgarn, ca. 6 m
• Rayher Makramee Garn Durchmesser 2 mm, ca. 10 m und Lederband-Reste
• bunte Glasperlen, Durchmesser z.B. 10 mm (7 Stück) sowie Perlen nach Belieben für die Mitte
• Rocailles Perlen nach Geschmack (z.B. 4,5 mm), wir haben zwei Rot-Töne verwendet
• Holzperlen, gebohrt, z.B. Durchmesser 10 mm, Rohholz
• Federn

Lesen Sie am besten vorab die Beschreibung oben durch.

Den Ring mit dem Band umwickeln. Ende mit Kleber fixieren. Das Netz wird mit Häkelgarn geknotet. Wir haben die erste Runde mit 10 Knoten (inkl. dem Anknoten am Ring) geknüpft. Ab der 5 Reihe nun bei jedem Knoten wie oben beschrieben eine Rocailles-Perle mitfassen. In der Mitte ein ca. 1 cm großes Loch freilassen und mit Schlingknoten umwindeln.

Für die Dekoration wie oben beschrieben zwei kurze Schnüre (Makrameeschnr) mit Federn verknoten. Dazu fädeln wir je 2 Holzperlen mit auf. Eine ca. 10 cm große Makramee-Feder (Erfahren Sie hier, wie das ganz einfach geht.) knoten. Mit einem Lederband Makrameefeder und Federschnüre wie abgebildet am Traumfänger fixieren.

Dieser Traumfänger verlangt etwas Sorgfalt und Genauigkeit, mit etwas Geduld können ihn aber auch Bastel-Anfänger gut nachknüpfen.

Viel Spaß bei der Umsetzung Eures ganz persönlichen Traumfängers!

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Last Update: 07/2021 | © 2021 Inizio e.U.